Es gibt immer, auch im Advent, Gründe sich zu ärgern: Das Wetter, zu enge Deadlines, nervige Kollegen, der Lärmpegel im Großraumbüro, das quälend langsame WLAN, die falsche Milch im Morgenkaffee. Und wie es der Zufall will, begegnen uns die meisten davon am Arbeitsplatz.

Selbst wenn wir fest überzeugt sind, dass Emotionen am Arbeitsplatz nichts zu suchen haben, machen wir uns nichts vor: Sie bleiben nicht vor der Tür! Egal, worüber Sie sich ärgern – sei es die langsame Arbeitsweise des detailverliebten Kollegen, die aktuelle Journalistenanfrage, der verlorene Schlüsselbund oder das miese Länderspiel am Vorabend – Ihr Gegenüber kriegt es mit! Denn bekanntlich kann man ja nicht nicht kommunizieren. Nur man selbst ist oft wie mit Blindheit geschlagen, während sämtliche Kollegen und Kolleginnen sich wundern: „Da ist aber heute jemand mies drauf!” Tipp Nr. 1 lautet daher: Erkennen Sie Ihre Emotionen – und dann vermehren Sie die Anlässe für positive Gefühle und gehen mit den negativen richtig um.

Und so geht’s: Den Schlüsselbund sichert nun ein Karabiner, statt dem Länderspiel gibt es abends den aktuellen Kinofilm und was den bedächtigen Kollegen und ähnliche Unbill betrifft, gilt Tipp Nr. 2: Unterstellen Sie Absicht! Auch schwieriges Verhalten hat ein Ziel: Interessieren Sie sich also für die Motivation, sich schwierig zu verhalten. Worauf möchte Ihr Gegenüber Sie aufmerksam machen? So prüft der Kollege aus der Fachabteilung (oder Compliance) womöglich nochmals jede Formulierung, weil tatsächlich etwas fehlt oder unklar geblieben ist. Und der unbedarfte Jungredakteur, der einen mehrseitigen Detailfragenkatalog geschickt hat, macht das auch nicht aus Jux oder Schikane, sondern weil er Ihr Unternehmen und dessen Angebot wirklich eingehend kennenlernen und verstehen will.

Wir aber ärgern uns, gerade wenn:

  • wir uns fachlich, menschlich, in unserer aktuellen Lage und mit den Werten, die uns wichtig sind, nicht anerkannt fühlen.
  • Gemeinsamkeiten und Verbindendes verneint werden.
  • wir uns in unserer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt fühlen, Respekt fehlt oder Zweifel an unserer Zuverlässigkeit aufkommen.
  • wir hierarchisch oder auf Grund unserer Zugehörigkeit zu einer Ebene, Gruppe oder Kompetenz nicht gesehen und berücksichtigt werden.
  • wir uns in unserer Rolle, unserer Funktion oder Aufgabe nicht respektiert und wertgeschätzt fühlen.

 

Dabei bestehen oft nur kleine Missverständnisse zwischen Sender und Empfänger, die sich im Gespräch rasch ausräumen lassen. Der Arger verpufft, wenn zwischen beiden Parteien Klarheit zu den jeweiligen Erwartungen besteht.

Und wenn all das nicht hilft?

Wichtig ist: Ärger entsteht immer auf der Beziehungsebene. Er ist eine Reaktion auf die eigene enttäuschte Erwartungshaltung an das Gegenüber. Für ganz schwere Fälle kommt deshalb hier unser Tipp Nr. 3: Verändern Sie Ihre Erwartungshaltung und beeinflussen Sie Ihre Reaktion autosuggestiv! Das geht sogar in beide Richtungen, also positiv und negativ. Versuchen Sie es! Ärgern Sie sich doch heute einmal so richtig, dass der Kollege zwar wieder die Milch aufgebraucht hat, aber dass tatsächlich noch Kaffee da ist! Oder darüber, dass Ihr Unternehmen mit einem ganz hervorragenden, ganzseitigen Beitrag im aktuellen Handelsblatt ist! Frechheit! Oder aber, dass unter dem Baum zwar die Rolex und der Brillantschmuck zu finden waren, aber – wieder einmal – kein Pony! In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!