Der offene Investmentfonds wird 100. In seinem Blog-Beitrag erklärt uns Lars Hofer, warum die Branche vor enormen Herausforderungen steht – und warum mit KI und Quantencomputing bereits der nächste Umbruch im Fondsmanagement vor der Tür steht!
Vor genau 100 Jahren revolutionierte der US-Amerikaner Edward Leffler den Finanzmarkt: Der Erfinder des offenen Investmentfonds ermöglichte Kleinanlegern den Zugang zu diversifizierten Anlageportfolios. Heute verwalten Investmentfonds rund 63 Billionen US-Dollar weltweit. Sie sind tief in der Anlagekultur verankert, insbesondere in den USA, wo mehr als die Hälfte aller Haushalte in Investmentfonds investiert sind.
Werden ETFs aktive Investmentfonds vom Markt verdrängen?
Doch die Branche steht heute vor einer großen Herausforderung: Passive ETFs machen aktiv gemanagten Investmentfonds zunehmend Konkurrenz. Seit State Street 1993 den ersten ETF auf den Markt brachte, wurden diese immer beliebter. Mehr als zwei Billionen US-Dollar flossen in den USA zwischen Januar 2021 und Dezember 2023 netto in ETFs, während aktiv gemanagte Fonds Rückgänge hinnehmen mussten. Jüngst überholten in den USA ETFs sogar erstmalig aktiv gemanagte Investmentfonds bei den Nettozuflüssen. Gegenüber aktiven Investmentfonds sind passive Finanzprodukte oft das attraktivere Angebot und bieten wesentliche Vorteile: Steuereffizienz, niedrigere Kosten und die Möglichkeit zum schnellen Handel.
Die Financial Times stellte angesichts dessen kürzlich eine provokante Frage: Wird aktives Investment in Zukunft obsolet? Trotz der wachsenden Popularität von ETFs gibt es überzeugende Argumente dafür, dass Investmentfonds weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden. Ihre Einfachheit und Zugänglichkeit, insbesondere in Bereichen wie dem Small Cap-Markt und Altersvorsorgepläne, bewahren ihre Relevanz. Sollten die Volatilitäten irgendwann wieder steigen, werden aktive Produkte auch wieder attraktiver werden. Außerdem reicht ein Blick auf die Bestandsdaten aus, um sicher sein zu können, dass aktiv gemanagte Fonds auf längere Sicht nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden werden.
Fondsbranche muss sich anpassen
Die Zukunft der Anbieter aktiv gemanagter Investmentfonds hängt jedoch maßgeblich davon ab, wie sie sich an die sich schnell ändernden Marktbedingungen und Investorenerwartungen anpassen. Um in einem intensiver werdenden Wettbewerbsumfeld erfolgreich zu bestehen, müssen sie besser, schneller und kosteneffizienter werden.
Nach Scope-Daten haben lediglich 23,2 Prozent der aktiven Investmentfonds nach Kosten ihre Benchmark 2023 geschlagen. Ein Jahr zuvor waren es noch 33 Prozent. Nettoperformance ist und bleibt aber das wesentliche Kriterium für die meisten Anleger.
KI und Quantencomputing werden den Markt durcheinanderwirbeln
Die heute absehbaren Möglichkeiten durch KI – und in naher Zukunft in Kombination mit Quantencomputern – werden gänzlich neue Gelegenheiten schaffen, aktive Investmentfonds besser, schneller und günstiger zu machen. Die Echtzeit-Analyse gigantischer Datenmengen mit selbständig lernenden Algorithmen bei gleichzeitig exponentiell wachsender Rechenleistung wird zu höherer Renditeperformance führen und zur Senkung des Risikos beitragen – und das zu langfristig deutlich geringeren Kosten. Aktive Strategien werden wieder attraktiver für Investoren, gerade in Zeiten höherer Volatilität. Wer hier vorne dabei ist, wird bessere Produkte anbieten können und Marktanteile gewinnen.
Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich der Markt in den nächsten Jahren entwickelt. Aber ich gehe davon aus, dass wir in wenigen Jahren einige heute eher unbekannte Namen unter den größten Asset Managern der Welt sehen werden. Die erfolgreiche Integration von KI und irgendwann auch des Quantencomputings werden für aktive Fonds und ihre Anbieter die Schlüsselelemente sein, um in der Zukunft zu den Erfolgen der Vergangenheit zurückzukehren.